Deutsch Worte
Ursprünglich deutsche Wörter, die aus dem Althochdeutschen, Mittelhochdeutschen oder durch deutsche Wortbildung entstanden sind.
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Ein sehr kurzer Zeitraum; ein Moment von besonderer Bedeutung oder Intensität.

Ein Gesicht, das nach einer Ohrfeige zu verlangen scheint; umgangssprachlich für eine Person mit einem unsympathischen oder arroganten Gesichtsausdruck

Eine Person, die einer anderen zum Verwechseln ähnlich sieht; in der Literatur oft ein unheimliches Spiegelbild des Selbst.

Die Fähigkeit, mit Feingefühl, Takt und Sensibilität in heiklen Situationen zu handeln.

Das peinliche Gefühl, das man empfindet, wenn man das unangemessene oder beschämende Verhalten einer anderen Person beobachtet

Ein Zustand der Behaglichkeit, Wärme und freundlichen Zusammenseins; eine entspannte, heimelige Atmosphäre.

Eine Person, die aus sicherer Entfernung kritisiert oder angreift, ohne selbst Risiken einzugehen; ein Feigling, der andere aus der Deckung heraus attackiert

Lebhafte Fantasien oder Vorstellungen, die wie ein Film im Kopf ablaufen; das Ausmalen von Szenarien in der eigenen Imagination

Gewichtszunahme durch übermäßiges Essen aus emotionalen Gründen, besonders bei Trauer oder Liebeskummer

Eine Person, die es versteht, das Leben trotz widriger Umstände zu genießen und das Beste aus jeder Situation zu machen; jemand, der mit wenig auskommt und dennoch glücklich ist

Die Freude oder Genugtuung, die man empfindet, wenn anderen ein Missgeschick widerfährt.

Eine törichte, unsinnige Idee, die man typischerweise unter Alkoholeinfluss haben könnte; ein unüberlegter, verrückter Einfall
Die deutsche Sprache ist bekannt für ihre Wortbildungskraft. Durch Komposition entstehen präzise Begriffe für komplexe Konzepte.
Die deutsche Sprache – ein Baukasten voller Möglichkeiten
“Das gibt’s nur auf Deutsch!” Wie oft habe ich diesen Satz gehört, wenn ich ausländischen Freunden Wörter wie “Kummerspeck” oder “Fernweh” erklären wollte. Und sie haben recht. Die deutsche Sprache ist wie ein riesiger Lego-Baukasten – man kann die Steine immer wieder neu zusammensetzen und dabei Dinge erschaffen, die es vorher nicht gab.
Letztens versuchte ich einem amerikanischen Kollegen “Verschlimmbessern” zu erklären. Nach zehn Minuten gab ich auf. Es gibt einfach kein englisches Wort dafür. “Making something worse by trying to improve it” – klingt lahm, oder? Im Deutschen: Ein Wort. Boom. Fertig.
Die Wurzeln – wo alles anfing
Althochdeutsch (750-1050) – die Urgroßmutter unserer Sprache. Damals schrieben Mönche in Klöstern erste deutsche Texte. “Diutisc” nannten sie ihre Sprache – “zum Volk gehörig”. Daraus wurde “deutsch”. Fun fact: Die meisten konnten’s nicht lesen. War auch egal, wurde eh vorgelesen.
Wörter wie “Haus”, “Kind”, “Herz” – die Basics stammen aus dieser Zeit. Simpel, direkt, überlebenswichtig. Kein Schnickschnack. Die Leute hatten andere Sorgen als elaborierte Wortspielereien.
Mittelhochdeutsch (1050-1350) – die Sprache der Minnesänger. Plötzlich wurde’s romantisch. “Minne” (Liebe), “Ehre”, “Tugend” – die Ritter brauchten Wörter für ihre Gefühle. Walther von der Vogelweide dichtete, das Nibelungenlied entstand. Deutsch wurde literaturfähig.
Neuhochdeutsch (ab 1350) – Luther macht’s einheitlich. Seine Bibelübersetzung war der Game-Changer. Plötzlich konnten Sachsen und Bayern dasselbe Deutsch lesen. Naja, theoretisch. Dialekte blieben. Bis heute. Probier mal, als Hamburger in München nach “Franzbrötchen” zu fragen. Good luck.
Die Magie der Komposition
Deutsche Wörter sind wie Matroschkas – in jedem steckt mehr drin, als man denkt. Nehmen wir “Handschuh”. Hand + Schuh = Kleidungsstück für die Hand. Logisch, präzise, selbsterklärend. Engländer sagen “glove”. Woher soll ich wissen, was das ist?
Die längsten Wörter – unser Nationalsport. “Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitän” – 42 Buchstaben purer deutscher Wahnsinn. Praktisch? Nein. Möglich? Ja. Warum? Weil wir’s können.
Mein Lieblings-Bandwurm: “Grundstücksverkehrsgenehmigungszuständigkeitsübertragungsverordnung”. 67 Buchstaben. Echt passiert. Wurde 2003 in Mecklenburg-Vorpommern abgeschafft. Schade eigentlich.
Die Fugenlaut-Frage – Warum heißt es “Schweinebraten” aber “Schweinshaxe”? Das “e” und “s” in der Mitte – Fugenlaute – folgen Regeln. Manchmal. Oft auch nicht. Deutsche Sprache, schwere Sprache. Even for Germans.
Unübersetzbare Gefühle
Heimweh – klar, “homesickness” gibt’s auch. Aber es fühlt sich nicht gleich an. Heimweh ist tiefer, schwerer, deutscher. Es riecht nach Sonntagsbraten bei Oma und klingt wie Kirchenglocken am Morgen.
Weltschmerz – die Melancholie über den Zustand der Welt. Die Romantiker haben’s erfunden, wir leben’s noch heute. Besonders montags. Besonders nach den Nachrichten. Byron und Shelley haben’s geklaut. Danke für nichts, Jungs.
Gemütlichkeit – try to translate that! “Coziness”? Nah. “Comfort”? Nicht wirklich. Gemütlichkeit ist Kerzenschein, Wollsocken, Tee und dieses Gefühl, dass gerade alles gut ist. Hygge? Pff, hatten wir schon vorher!
Schadenfreude – unser Export-Schlager. Die ganze Welt benutzt’s. Warum? Weil jeder das Gefühl kennt, aber nur wir ein Wort dafür hatten. German efficiency in naming feelings.
Moderne Wortschöpfungen
Digitale Einwanderung – “googeln”, “liken”, “canceln”. Wir machen aus englischen Verben deutsche. Mit Umlauten! “Ich habe gegoogelt” – Shakespeare rotiert, Goethe auch. Mir egal, funktioniert.
Jugendsprache – “cringe”, “sus”, “lost”. Moment, das ist ja Englisch? Jein. Es ist Denglisch. Die Kids mixen fröhlich. “Ich bin lost, Alter, das ist so cringe” – verstehe ich. Bin ich noch cool? Definitiv nicht.
Corona-Deutsch – eine Sprache lernt dazu. “Maskenpflicht”, “Abstandsregelung”, “Kontaktbeschränkung”. 2019 kannten wir diese Wörter nicht. Jetzt sind sie Alltag. Sprache passt sich an. Schneller als wir.
Regionale Schätze
Norddeutsch – “Moin”, “schnacken”, “Klönschnack”. Kurz, knapp, windfest. Wie die Menschen dort. “Sabbel nich” – mehr muss man nicht sagen.
Bayerisch – eine eigene Sprache. Fast. “Oachkatzlschwoaf” (Eichhörnchenschwanz) – der Klassiker. Versucht’s gar nicht erst. Selbst andere Deutsche scheitern. “A Maß und a Brezn” – das geht noch.
Berlinerisch – “Icke”, “Schrippe”, “Kiez”. Große Klappe, Herz am rechten Fleck. “Dit is Berlin, wa?” – Grammatik optional, Attitude mandatory.
Schwäbisch – “Schaffe, schaffe, Häusle baue”. Der Spruch sagt alles. Sparsam mit Worten, sparsam mit Geld. “Hosch du koi…” – Anfang jeden schwäbischen Satzes.
Die deutsche DNA
Präzision – wir haben für alles ein Wort. “Backpfeifengesicht” – ein Gesicht, das nach einer Ohrfeige schreit. Ein. Wort. Try that, English!
Ordnung – unsere Wörter sind strukturiert. Verb am Ende im Nebensatz. Immer. Keine Ausnahme. Auch wenn es manchmal, besonders in langen Sätzen mit vielen Einschüben und Erklärungen, die das Verständnis durchaus erschweren können, schwierig wird.
Gefühlstiefe – “Sehnsucht”, “Wehmut”, “Geborgenheit”. Wir haben Wörter für Gefühle, die andere Sprachen nur umschreiben können. Sind wir gefühlvoller? Oder nur besser im Benennen?
Sprachpurismus vs. Evolution
Die Puristen – “Keine Anglizismen!” schreien sie. “Klapprechner” statt Laptop. “Weltnetz” statt Internet. Süß. Aber zwecklos. Sprache ist wie Wasser – sie findet ihren Weg.
Die Realisten – Sprache lebt. Sie verändert sich. “Public Viewing” bedeutet in Deutschland Fußball gucken, im Englischen Leichenschau. Lost in Adaptation. Macht nix, Hauptsache wir verstehen uns.
Die Kreativlinge – neue Wörter erfinden macht Spaß. “Fremdschämen”, “Ehrenmann”, “Mitdenker”. Jedes Jahr kürt man das “Jugendwort”. 2023: “Goofy”. Wait, that’s English again? Whatever.
Was macht Deutsch deutsch?
Es ist diese Mischung aus Präzision und Poesie. Aus Regelwut und Kreativität. Aus “Ordnung muss sein” und “Lass mal fünfe gerade sein”.
Wir können “Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitänsmütze” sagen. Müssen wir aber nicht. Wir haben “Du” und “Sie” – social distancing in der Grammatik. Wir machen aus drei Wörtern eins und sind stolz drauf.
Deutsche Wörter sind wie deutsche Autos – overengineered, aber verdammt gut. Manchmal kompliziert, oft präzise, immer besonders.
Und das Beste: Wir erfinden ständig neue. “Covidiot”, “Leerdenker”, “Querdenker” – die Pandemie war linguistisch produktiv. Wenn schon Krise, dann mit neuen Wörtern!
Am Ende ist Deutsch mehr als eine Sprache. Es ist eine Art zu denken. In Komposita. In Präzision. In Wörtern, die es nur bei uns gibt.
Oder wie meine Oma sagen würde: “Deutsch ist, wenn du für alles ein Wort hast, aber trotzdem nichts sagen musst, weil der andere dich auch so versteht.” Punkt.